Jazzwein 2022
Leica M10,  Leica Q,  Technik & Film

Konzert-Event mit Leica Q und Leica M10

Zwei Jahre sind vergangen, bis endlich ein Konzert-Event in unserem Lieblings-Weingut stattfand, 2G+, Mitführen des Impfausweises der Urgroßmutter, usw., reden wir nicht weiter darüber.
Wir haben diesen Abend mit Leica Q und Leica M10 begleitet.

Leica M10, 15mm Voigtländer Konzert-Event
Eingangsbereich, Leica M10, 15mm Voigtländer

Im Februar findet im Weingut Holz-Weisbrodt die traditionelle „Jazzwein“ Abfüllung statt. Der „Jazzwein“ ist ein Rotwein Cuvée, der von Sebastian Weisbrodt mit seiner Kellercrew kreiert und nach mehrjähriger Lagerung im Holzfass zu diesem Anlass in Flaschen abgefüllt wird. Die Menge ist limitiert und bietet so den Grund, daraus ein kleines Event zu machen.
Passend zum Namen des Weines spielt dazu eine Jazzband oder Big Band. Die Besucher des Abends haben somit die Gelegenheit, sowohl erstklassige Musik zu hören und gleichermaßen bei der Abfüllung des Weines dabei zu sein und diesen sofort probieren zu können.

Leica Q Konzert-Event
Leica Q, 1/15s, f/1.7, ISO 640
Leica Q Konzert-Event
Leica Q

Wie oben beschrieben, hatte ich die Leica Q (Typ 116), Reserveakkus und Dirk die Leica M10 mit diversen Objektiven im Gepäck.
Für Anlässe dieser Art hat das Weingut seinen Barrique-Keller. Das ist ein großer Raum, mit einigen ungewöhnlich gestalteten Säulen, einer Bühne und logischerweise Fässern. Diese sind an den Seitenwänden bis unter die Decke aufgestapelt und geben dem Ganzen eine originelle Atmosphäre.

Grand Central BigBand, Konzert-Event,
M10
Grand Central Bigband, Leica M10
Grand Central BigBand, Konzert-Event,
M10
Leica M10, 15mm Voigtländer Super Wide f/4.5

Bühne frei für die Grand Central Bigband
Gesang, Bläser, Gitarre, Drums, Saxophone, schlicht eine richtige Bigband.
Da standen sie und die Show begann.

Die Lichtverhältnisse würde ich als „nicht trivial“ bezeichnen. Auf einen Aufhellblitz verzichteten wir. Im Großen und Ganzen war die Bühne angemessen ausgeleuchtet. In den Bereich von ISO 6400 und dem „berühmten“ Banding der Q würde es nicht gehen. Dirk würde mit seiner M10 schon klar kommen.

Grand Central BigBand, Konzert-Event,
Leica Q
Leica Q, 1/15s, f/1.7, ISO 800
Grand Central BigBand, Konzert-Event,
Leica Q
Leica Q, 1/15s, f/1.7, ISO 640

Tja, wenn da nicht…… Das letzte Mal hatte ich meine Q im Schnee benutzt. Wo stand die Belichtungskompensation? Folgerichtig, bei +1 Stop. Hatte ich das vorher kontrolliert? NEIN. Ein dummer, dummer Fehler, deshalb immer alles, aber ernstlich alles vorher prüfen.
Die Bilder aus frontaler Sicht zur Band hatten mehrheitlich ausgefressene Lichter, ohne Chance, das in der Nachbearbeitung zu korrigieren.
Klar habe ich mich beim Fotografieren gewundert. Die Ursache ist mir aber nicht eingefallen. Das war doof. Glücklicherweise waren die anderen Belichtungssituationen verzeihender.

Grand Central BigBand, Konzert-Event,
Leica Q

Für mich war es hochspannend, die Musiker zu beobachten und in Bildern festzuhalten. Man denkt ja nicht, was es seitlich neben der Bühne auf derselben alles zu gucken gibt. Und ja, ebenso diese beeindruckende Band war 2 Jahre nicht aufgetreten. Nach 3 oder 4 Stücken konnte ich förmlich hören, dass sie sich warmgespielt hatten, schlicht eindrucksvoll.

Unterbrechung der Bigband – Weinabfüllung:

Alles auf und nach oben in die Abfüllhalle.
Wie läuft das ab?
Aufgabenstellung: Wein im Fass/Tank zu Wein in der Flasche, 0,75l mit Korken, Kapsel, Etikett, zu sechst im Karton, zugeklebt.

Bis auf das Ablegen der fertigen Flaschen zu sechst in der Schachtel wird die Arbeit von der Abfüllanlage erledigt. Die Kellermannschaft überwacht und steuert die Maschinen.

Flaschen reinigen, Wein einfüllen, verkorken, nochmalige Reinigung von außen, Kapseln aufsetzen, Etiketten aufkleben, bis hierher maschinell. Dann kommen zwei phänomenale Menschen, die in sagenhafter Geschwindigkeit jeweils 6 Flaschen in einen Karton legen, inklusive Zwischenboden einlegen und diesen verkleben. Ein Drucker beschriftet die Schachtel, bevor diese auf eine Palette gestapelt wird.
Dabei herrscht in der Halle ein ohrenbetäubender Lärm. Ich bin mir sicher, dass es eine Arbeitsschutzvorschrift gibt, die hier Hörschutz verlangt.

Das Wichtigste war jetzt ein Glas zu haben, um den Jazzwein des Jahres 2022 zu probieren, ein Cuvée aus Merlot, Syrah und Cabernet Franc.

Mit der Leica Q habe ich versucht, die Story des Abfüllens zu erzählen. Dabei habe ich oft den Autofokus benutzt. Mit manueller Fokussierung hätte ich einige Momente verpasst. Belichtet habe ich zum Teil gezielt mit 1/15s, damit die Dynamik besser sichtbar wird.

Grand Central BigBand, Konzert-Event,
Leica Q

Schwierig war es, nicht immer wieder Fotobomben im Bild zu haben. Moderne Menschen, gleich welchen Alters, müssen, wie jeder weiß, 24/7 ihres Lebens als Handyaufzeichnung besitzen. Und wenn sie sich erinnern wollen, ist es genauso wie bei der Aufzeichnung; in einem viereckigen Kasten, der leuchtet, Geräusche macht und den man sich an ausgestreckten Armen vor’s Gesicht hält.
Im Übrigen war es beim Bandauftritt nicht anders. Manchmal frage ich mich, wie das vor 200 Jahren bei einem Konzert ablief. Haben die Zuhörer damals die Noten mitgeschrieben?

Nach der Abfüllaktion hat die Band endlich weiter gespielt, unter anderem mit einem Peter Cetera Stück und einer Aretha Franklin Einlage der Sängerin mit einer Saxophonistin am Mikrofon. Großartig, nur großartig.

Konzert-Event mit Leica Q und Leica M10
Leica M10, 58mm Biotar, 1/125s, f/2, ISO 1250
Konzert-Event mit Leica Q und Leica M10
Leica M10, 58mm Biotar, 1/125s, f/2, ISO 1250

So, jetzt zu Dirks Bildern:

Er hatte folgende Objektive in der Tasche:
Voigtländer 15mm super Wide Heliar f/4.5
35mm Summicron, 50mm Summicron, jeweils die aktuellen Versionen
58mm Carl Zeiss Biotar f/2, 17 blades, M42x1

Logischerweise hat er sie alle benutzt, weil er immer das volle Programm ausprobiert.
Die Totale mit dem 15mm überzeugt mich nicht. Besser finde ich das Bild direkt vor der Bühne, bei dem mit dem 110° Bildwinkel trotzdem alles drauf ist.
Erstaunt hat mich gleichermaßen, dass trotz der geringen Lichtstärke von f/4.5 die ISO-Werte der M10 nicht zu hoch wurden.

Das Biotar von 1952 ist sein Schätzchen. Ich möchte das nicht benutzen müssen, weil es nicht an den Messsucher gekoppelt ist, folglich LiveView. Blende 2 ist bei der Beleuchtung vergleichsweise praktisch. Die Bilder haben etwas Besonderes. Sie wirken auf mich weicher, cremiger als das Vergleichsobjektiv 50mm Summicron.
Und wehe, die Linse wird von seitlichem Licht erreicht. Dann gibt es Flares, in diesem Fall einen ganzen Kranz.
Letztlich ist diese Abwägung und Bewertung zwischen einem 70 Jahre alten Objektiv, die Rechnung ist fast 100 Jahre alt und einer modernen Optik immer Geschmackssache. Die einen nennen es Charakter versus Sterilität, die anderen alt und matschig gegen knackige Farben, fehlende CA und bestechenden Mikrokontrast.
Whatever. Wie sagte der Alte Fritz: „Ein Jeder nach seiner Façon.“

Mit Sicherheit lässt sich mit einem derartigen Objektiv ein origineller Look erzeugen. Und seit die spiegellosen Gesellen von der Existenz der Adapter für M42x1 erfahren haben, sind die Preise explodiert.

Die Bilder mit dem 50 und 35 mm Summicron gefallen mir. Je nach Situation kann man weiter ran oder weiter weg. Dirk hat sie beide mit Blende 2 angewandt, wegen der ISO-Werte. Als Belichtungszeiten hat er die vorgegebenen t=1/Brennweite benutzt, sonst 1/125s, um Bewegungsunschärfen weitestgehend auszuschließen.

Leider hatte er sein 75mm Summarit M nicht mitgenommen, wie er selber sagte. Damit wären ansprechende Portraitaufnahmen der Musiker möglich gewesen. Somit hat er wieder etwas gelernt.

Bildbearbeitung:

Das ist für mich gaaaaaanz unproblematisch, ich lasse bearbeiten, von Dirk.
Die Veranstaltung war am Samstag und ich wusste, dass sein erster Weg am Sonntag an den Computer führen würde, um die Speicherkarten in Lightroom einzulesen.
Er wendet dabei ein Preset an, welches über die Zeit entstand und fügt unsere Homepage- und Kontaktdaten in die Bilddateien ein.

Und jetzt lasse ich ihn weitererzählen:

Dirk:

Konzert- und Eventaufnahmen unterscheiden sich deutlich von meinen üblichen Landschaftsaufnahmen. Bei letzteren bevorzuge ich knackige Farben und reichlich Sättigung. In der Tat ist es gleichwohl so, dass mein Geschmack in dieser Hinsicht durchaus veränderlich ist.
Diese Aufnahmen im Kunstlicht vertragen nach meinem Empfinden weder viel Klarheit noch übermäßige Sättigung. Die höheren ISO-Werte würden so zu deutlich sichtbar.

Leica M10
Leica M10 35 Summicron M, 1/30, f/2, ISO 800

Die Grundeinstellung ließ ich bei Adobe Farbe, die Klarheit habe ich auf 0 reduziert. Lightroom versucht zudem im Automatikmodus für die Belichtung, ein passabel gleichmäßiges Histogramm zu erzeugen. Das war für das Bild teilweise kontraproduktiv. Deshalb habe ich die Belichtungskompensation zum Teil auf 0 gestellt. Namentlich die M10 mit ihrer recht mittenbetonten Messung, wenn sie nicht im LiveView ist, provoziert ein ausgeprägtes Anheben der Tiefen und der Belichtung insgesamt. Das stört die Bildwirkung.
Biotar und Voigtländer hatte ich mit LiveView benutzt, beim einen, um überhaupt fokussieren zu können, beim anderen zum Komponieren des Bildes. Sofort ist die Belichtung ausgewogener.

Leica M10
M10, 35 Summicron M, 1/125, f/s, ISO 1600

Nur wenige der Fotos waren komplett unbrauchbar, weil unscharf oder falsch belichtet.
Dann kam die Qual der Wahl, das Auswählen der besten Bilder. Uns beiden fehlt dabei die Kompromisslosigkeit. Mit anderen Worten bleiben stets zu viele Fotos übrig. Potentiell sollten wir uns dazu aufraffen, die Fotos mit zeitlichem Abstand neu zu bewerten.
Praktisch findet doch eine Auswahl statt und einen Teil dieser Dateien habe ich mit Silver Efex in Schwarz-Weiß-Bilder verwandelt.
Bei den folgenden Beispielen stellen wir einige gegenüber.

Claudia, Fazit:

Eventfotografie macht beachtlichen Spaß, für den Fall, dass beide in ihren „Flow“ gekommen sind.
Man muss sich trauen, nah heranzugehen, wenn es erlaubt ist. Ultraweitwinkel Objektive sind dabei ein Mittel, für das man dem Betrachter später eine Lupe beilegen sollte. Die Ausnahme ist, vieeeeel dichter dran zu sein (Robert Capa hatte das früher bemerkt). Alles andere taugt gut, erst recht die 28mm der Leica Q.

Solange die Band saß, war es schneller, manuell zu fokussieren. In der Abfüllhalle hat das nicht zufriedenstellend funktioniert. Dort sind die meisten Bilder mit der Q und nicht der M10 entstanden. Ich denke, Dirk hatte das gleiche Problem und keinen Autofokus.
Das Mitführen eines 75mm Objektives ist sinnvoll.

Leica M10
35mm Summicron M, 1/60s, f/2, ISO 200

Dirks Fototasche ist zu klein, um mehr Scherben dabei zu haben. Ich höre schon seine Worte…

Das Wein Team, bzw. ein kleiner Teil davon

Im Vergleich zu 2020 und davor sind die Fotos um Längen besser. Die hatte Dirk seinerzeit allein erstellt. Wenn wir gemeinsam unterwegs sind, gelingen mehr kostbare Aufnahmen, weil wir uns gegenseitig auf Motive hinweisen.
Was wäre mit den Nikon DSLR gelungen? Das ist schwer zu sagen. Dirk benutzt fast ausschließlich Festbrennweiten. Die sind groß, schwer und mit den größeren Kameras wesentlich auffälliger. Leica Q und M10 scheinen mir persönlich das elegantere Werkzeug zu sein. Dazu kommt, dass manuelles Fokussieren mit den digitalen DSLR noch schwieriger ist, weil dafür eine Schnittbildscheibe fehlt und der Autofokus bei weit offener Blende selten dort sitzt, wo er soll.
Wir sind gespannt, welche Möglichkeiten sich in dieser Hinsicht in nächster Zeit bieten werden.

2 Comments

  • Andy Diehl

    Hallo Ihr Beiden!

    Ein tolles Event, dass ihr gut eingefangen habt. Generell finde ich es immer schwierig bei solchen Veranstaltungen Teilnehmer und Fotograf zu sein. Man verliert zu leicht den “Fokus”. Diesen Spagat habt ihr trotz der herausfordernden Bedingungen doch gut gemeistert. Klar, mal lernt eben immer etwas dazu, aber das ist ja ein Teil der Fotografie.

    Gerade unter solchen Bedingungen ist man natürlich knapp am Limit der ISO Fähigkeiten beider Kameras, ein 35mm Summilux habe ich gerne bei solchen Events in der Tasche, das 75mm Summarit wäre sicher auch nicht verkehrt gewesen um einzelne Musiker in Szene zu setzen. Na ja, hinterher ist man immer schlauer, aber so ein Summilux kann ich wirklich wärmstens empfehlen… 😉

    Liebe Grüße

    Andy

    • Claudia Saeger

      Hallo Andy,

      Danke für dein Feedback, wir freuen uns natürlich immer, wenn unsere Beiträge gelesen werden.
      Es war einfach schön, dass überhaupt wieder mal eine Veranstaltung stattgefunden hat. Hoffentlich gibt es davon in Zukunft wieder mehr und dann bitte mit unseren Fotoapparaten.
      Ein Summilux ist nicht in der Tasche und wird so schnell auch nicht dazu kommen.
      Bis bald mal.
      Liebe Grüße,
      Claudia

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