Voigtlaender 50mm Nokton f/1.2 VM
Leica M10,  Technik & Film,  Voigtländer

Voigtländer 50mm Nokton f/1.2 VM

“Da lasse ich mich lieber von einem Wookiee küssen!” – Leia Organa

Voigtländer 50mm f/1.2 Nokton, VM

Mit diesem Beitrag möchte ich über meine Erfahrungen und Eindrücke mit dem Voigtländer 50mm Nokton f/1.2 an einer digitalen Leica berichten. Das Voigtländer 50mm f/1.2 Nokton VM für den Leica M Mount erschien meines Wissens schon 2018.
Bisher existieren nur wenige Berichte in deutscher Sprache über dieses Objektiv. Zudem sind viele Reviews nicht an einer M-Kamera fotografiert worden. Vielfach wurde das VM-Modell mittels Adapter an anderen digitalen Kameras beurteilt.

Voigtländer 50mm f/1.2 Nokton, VM

Ich habe mein Exemplar im Frühjahr 2023 gebraucht erworben.
Tatsächliche Gebrauchsspuren waren bei Erhalt nicht sichtbar. Der empfohlene Preis liegt im Moment bei 1099,-€.

Links Summicron 50mm, rechts Voigtländer 50mm

Eckdaten des Voigtländer 50mm Nokton, 1:1,2 VM

Brennweite50mm
Öffnungsverhältnis1:1,2
Kleinste Blende22
Aufbau 6 Gruppen, 8 Elemente
Bildwinkel47,5°
Blendenlamellen12
Naheinstellgrenze0,7m
Durchmesser/ Länge63,3 mm / 49,0 mm
Filtergewinde52 mm
Gewicht344 g
Gewinde für Streulichtblende
ZubehörFrontdeckel + Rückdeckel
optionalStreulichtblenden LH-10, LH-8
Herstellerangaben

Für mich stellt es eine Alternative zu den verschiedenen 50mm Summilux-Objektiven von Leica dar. Diese sind alle etwas länger, dafür deutlich schlanker und in etwa gleich schwer.
Inwieweit man es mit der Neuauflage des Leica Noctilux-M f/1.2 vergleichen kann bzw. möchte, vermag ich nicht zu sagen. Nach meinem Verständnis liegt diesem die Rechnung und Konstruktion von 1966 zugrunde. Inwieweit an den verwendeten Gläsern etwas geändert wurde, ist mir nicht bekannt.

In Ermangelung eines 50mm Lux habe ich es mit meinem 50mm Summicron verglichen.

Ist das eine LeiVoNi?

Aufbau:

Wie oben schon beschrieben, hat das Objektiv 8 Elemente in 6 Gruppen. Das Gehäuse ist aus Metall. Leider liefert Voigtländer keine Streulichtblende, so daß man diese separat erwerben muß, so sie gewünscht ist. Oder man verwendet eine andere.
Das Filtergewinde von 52mm haben alle alten manuellen Nikkor- Objektive. Mit der HN-7 Blende vom 50mm f/1.4 sieht erst recht das Voigtländer cool aus. Nun gut, sie stört ein wenig im Messsucher.

Der Rand des Objektives ragt in den 50mm Rahmen

Ich frage mich, wie man es schafft, eine scharfe Abbildung von Objektiv und Rahmen durch den Messsucher zu erreichen. Daß es bei mir nicht funtkioniert, sieht man oben.
Positiv am Nokton ist, daß die Rahmen für 50mm eingeblendet werden.

Chromatische Aberrationen und Vignettierung:

Hey, die Anfangsblende ist f/1.2. Das erlaubt für mich kleine Farbabweichungen und ja, es vignettiert. In Lightroom gibt es ein Profil für das Objektiv, welches ich auf die Bilder anwende. Die Korrektur der Vignettierung stelle ich meist auf 75%.
Abgeblendet verschwinden die Farbabweichungen und die Vignettierung.

Blende f/1.2
1/1000s, f/2, ISO 200

Schärfe:

Weit offen zeichnet es recht weich. Bei einer Naheinstellgrenze von 0,7m verpaßt man mitunter auch den Schärfepunkt, hüstel …
Und nein, es ist bei f/1.2 nicht bis in die äußerste Ecke knackscharf.
Abgeblendet auf f/5.6 ist es an der M10 scharf bis in die Ecken und würde vermutlich an der M11 ebenso keine schlechte Figur abgeben.

Bokeh:

Man stelle sich vor, mit f/1.2 nicht freistellen zu können. Das fällt schwer und ist mit dem Voigtländer 50mm unmöglich. Meines Erachtens hängt die Bokeh-Wirkung immer ein wenig vom Hintergrund ab. Hier empfinde ich sie als ruhig und die Übergänge als gleichmäßig. Das bleibt zugegebenermaßen immer im Auge des Anwenders oder Betrachters.

Flares:

Mir ist es bisher nicht gelungen, nennenswerte Flares zu erzeugen. Das bedarf offenkundig größerer Anstrengungen.

Sonnensterne:

Hey, das ist ein Voigtländer mit 12 Blendenlamellen. Alle meine Voigtländer-Objektive können spektakuläre Sonnensterne, dieses folgerichtig ebenso. Dazu muß man nicht mal weiter als bis f/8 abblenden.

Schärfe im Vergleich zum Summicron:

Im Folgenden gibt es ein bißchen Pixel-Peeping. Ein großer Freund desselben bin ich nicht, interessiert hat es mich sehr wohl. Leider kann man das mit den Bildern hier nicht so perfekt rüberbringen, wie ich es gern gehabt hätte.

Blende f/2
Blende f/2 bei 100%
Blende f/2.8
Blende f/2, möglicherweise ist das Summicron nicht perfekt fokussiert
Blende f/2, 100%
Blende f/5.6
Blende f/5.6, 100%

Anhand der Beispiele läßt sich aus meiner Sicht erkennen, daß man beim Voigtländer keinen Abschlag bei der Schärfe hinnehmen muß. Bei allen Bildern habe ich die Mitte, bzw. einen wichtigen Bereich in Lightroom auf 100% vergrößert.

Die Baumgruppe mit dem Voigtländer bei f/1.2

Farbrendering an der M10

Die Farben des Voigtländer fallen ein kleines bißchen kälter als die des Summicron aus.
Ich habe bei allen Bildern das Profil “Landschaft” aus Lightroom verwendet. Der Belichtungsabgleich stand auf Auto.
Die M10 erkennt das Summicron durch die Codierung als solches. Für das Voigtländer hatte ich das Profil 50mm f/1.4 11868 eingestellt. Das sollte das prä-Aspherische Summilux sein.
Lightroom hat ein Profil für das Voigtländer, welches die Vignettierung und Verzeichnung herausrechnet. Das kam für die Beispielbilder für den Vergleich zum Summicron nicht zum Einsatz. Alle anderen Bilder sind mit diesem Profil versehen.

Cesenatico, 1/60s, f/1.2, ISO 5000

Kosten:

Mein gebrauchtes Exemplar habe ich beim MPB.COM für unter 700€ erstanden. Der Neupreis liegt bei 1099,-€ und damit bei einem Viertel dessen, was für ein Summilux aufgerufen wird. Viermal schlechter ist es auf keinen Fall. Es ist schlicht anders.

Fazit:

An der Leica M10 bekommt man ein wunderbar funktionierendes Objektiv, welches die Grenzen des nutzbaren Lichtes mit der Anfangsblende von f/1.2 deutlich nach hinten verschiebt. Näherungsweise habe ich mit der Leica Q und deren f/1.7 Objektiv gleichgezogen. Wo früher die M10 in der Fototasche verschwand und die Q die Arbeit machen mußte, darf die M10 jetzt weiterhin mitmachen. Logisch, daß man die Brennweiten nicht vergleichen kann.
Bei f/5.6 ist es herausragend scharf und zeichnet mit feinem Kontrast.
Für die weit offene Nutzung auch tagsüber ist die Belichtungszeit von 1/4000s der M10 der limitierende Faktor. Auf Fummeln mit ND-Filtern habe ich kaum Lust.
Es ist dicker als das Summicron und ragt etwas in den 50mm Rahmen des Messsuchers. Ästhetisch gesehen sieht das schwarze Cron an der M10 schicker aus als das Voigtländer.
Zweifelsfrei werden die Voigtländer-Objektive nie den Sammlerstatus der Leica Pendants erreichen, müssen sie auch nicht. Wir wollen keine Vitrinenstücke, unsere brauchen frische Luft.

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