Voigtländer Color Skopar 21mm f/3.5 VM
Warum ich mir ein Voigtländer Color Skopar 21mm f/3.5 VM für die Leica M10 angeschafft habe.
Die M10 habe ich seit einem Jahr. In dieser Zeit gab es Gelegenheit, verschiedene Gläser auszuprobieren. Voigtländer-Objektive waren von Beginn an dabei. Das Color Skopar 21 f/3.5 kam nach einem Wechsel vom Voigtländer 21mm f/1.4 Nokton dazu. In diesem Beitrag werde ich meine jeweiligen Erfahrungen etwas vergleichen.
Der Weg dahin:
Das erste 21mm Objektiv an der M10, das ich benutzt habe, war das Voigtländer 21mm f/1.4 Nokton. Dieses Teil ist optisch, aus meiner Sicht, richtig gut. Aber… , es zeigt gern ein bisschen Farbverschiebung und bei Astro produziert es, weit offen, ordentliches Coma in den Ecken. Außerdem ist es groß und schwer. Die M10 wirkt damit für mich nicht balanciert.
Dann las ich den Artikel in der Messsucherwelt und entschied mich spontan für einen Tausch zum Voigtländer Color Skopar 21mm f/3.5 VM.
Das Objektiv hat 9 Linsenelemente, die in 8 Gruppen angeordnet sind. Es nennt 10 Blendenlamellen sein eigen und wichtig, es wiegt nur 180 Gramm. Lt. Voigtländer hat es einen Vintage-Look. Filter hätte es gern in 39mm.
Mein Eindruck:
Zunächst war ich fasziniert, wie klein, handlich und schick das Teil ist. Endlich passte die M10 gut in die Umhängetasche.
Die Blendenverstellung erfolgt in halben Schritten am vorderen Ring. Fokussiert wird mit dem hinteren Ring. Beide lassen sich angenehm bewegen.
Kritik übe ich nur am „Goose Penis“. Muss dieser komische Schniepel da dran sein?
Aber, ich hatte zum f/1.4 Nokton ca. 2,5 Stops Lichtstärke verloren. Das ist nicht wenig. Die Naheinstellgrenze mittels LiveView blieb bei 50 cm. Der Tiefenschärfebereich war logischerweise deutlich länger mit f/3.5 im Vergleich.
Unterwegs mit dem Color Skopar:
Das Oberengadin im Januar bietet mit seiner Winterlandschaft reichlich Gelegenheit, das Objektiv unter „normalen“ Bedingungen zu verwenden. Mit normal meine ich f/8 und Rangefocus. Man muss sich über den Fokuspunkt keine großen Gedanken machen. „Das passt schon.“ Beim Komponieren der Bilder habe ich oft den LiveView benutzt, wage indes hier zu behaupten, dass es mit vielerlei Übung mit dem Messsucher allein möglich ist, gute Ergebnisse zu erzielen.
„Brauchst Du einen Sonnenstern? Color Skopar hilft gern.“
Auf dem Weg zum Morteratsch Gletscher
Ich hatte fast noch nie ein Objektiv, was schon bei Blende 8 und darüber auf jeden Fall, so saubere Sonnensterne produziert hat. Das 21mm Nokton konnte das auch. Ist das ein Merkmal, das allen Voigtländer-Linsen zueigen ist? Keine Ahnung.
Im Schnee und strahlendem Sonnenschein muss ich mich ernstlich zusammenreißen, den Stern nicht in jedem Bild als Stilmittel zu haben. 21mm und der dazugehörige Bildwinkel von 91° machen das nicht leicht.
Normalerweise bin ich eher zu den „Tagesrandzeiten“ und nachts fotografisch unterwegs. Gut, das war ich im letzten Urlaub auch, dazu später.
Die Pfalz und der Pfälzer Wald bieten unzählige Landschaftsmotive, bei denen 21mm soeben genügend sind. Bei solchen Unternehmungen habe ich immer ein Stativ dabei, auch mit der Leica M10. ISO-Werte und Blende bringe ich leichter in den gewünschten Bereich. Erscheint der Tiefenschärfebereich nicht ausreichend, wechsle ich zuFokus-Stacking.
Anyway, das Voigtländer Color Skopar 21mm f/3.5 VM funktioniert phänomenal. Die geringere Größe macht es viel handlicher. Vom Stativ spielen die 2,5 Stops keine Rolle.
Aus der Hand ist Blende f/3.5 eine andere Nummer. Mit einer Belichtungszeit von einer zwanzigstel Sekunde klappt das in der Regel gut. Ausgenommen davon bleibt die Winterzeit, wenn nach zwei Stunden im Freien an ein und derselben Stelle wartend, der ganze Körper zitternd friert.
Die bessere Balance an der M10, im Gegensatz zum Nokton, gleicht das relativ gut aus. Das ist zumindest mein subjektiver Eindruck.
Mir sind auf diese Weise im Oberengadin einige, für uns, sehenswerte Bilder gelungen.
Mit dem Nokton und seiner schmaleren Tiefenschärfe bei Aufnahmen im Nahbereich sind im Gegensatz dazu spezielle Aufnahmen möglich, die man mit dem Color Skopar nicht realisieren kann.
Nachtaufnahmen:
Vorweg, meine Bedenken bezüglich der geringeren Lichtstärke waren weitestgehend unbegründet. Gut, das Nokton eröffnete oft die Möglichkeit mit ISO 1600 oder gar 800 zu fotografieren. Das funktioniert mit dem Color Skopar nicht ernstlich. ISO 3200 mussten es bei Dunkelheit schon sein. Belichtet habe ich 12 oder 16s.
Aber….. Coma in den Ecken gibt es erst bei Pixel Peeping. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass die Bilder zu den Rändern schärfer als beim Nokton @f/1.4 waren.
Ich denke, dass der Unterschied recht deutlich zu sehen ist. Beim Nokton lässt sich das Coma durch Abblenden verringern. Und so geht dann die Lichtstärke dahin.
Mit etwas Übung lässt sich die M10 im Dunkeln „blind“ bedienen. Der Blendenring muss ganz nach rechts, der Fokusring maximal nach links gedreht werden. Die ISO-Einstellung lasse ich mir im LiveView anzeigen, oder habe sie vorher bereits eingestellt. Das Zeitrad steht auf „B“. Ein kurzes Betätigen der Taste auf der Vorderseite fördert ein Zeitmenü auf dem Monitor(gedimmt) zu Tage, an dem sich bequem der gewünschte Wert einstellen lässt. Bei der M11 ist dieser Knopf auf die Oberseite gewandert.
Zum Auslösen verwende ich in der Regel einen Vintage-Drahtauslöser meines Opas.
Das „Blind-Bedienen“ hat einen simplen Grund, die Nachtsicht. Wenn ich nachts überhaupt eine Lichtquelle nutze, ist es die gedimmte rote LED meiner Stirnlampe.
Auf der Schneefläche, siehe Bilder, war es nach Adaption der Augen relativ hell. Die Lampe habe ich erst wieder verwendet, als ich die Blende für Sternchen verstellt habe. Dafür war es doch zu dunkel. Auch das ließe sich umgehen, in dem der Blendenring auf Anschlag 3.5 gestellt wird und man beim Linksdrehen die Rastschritte zählt.
Im Schnee der Schweizer Alpen ergab sich die Gelegenheit, Nachtaufnahmen mit dem Mond als Beleuchtung zu machen. Teilweise war dieser dabei noch von den hohen Bergen verdeckt und wirkte mit indirektem Licht. Sofort wird der Nachthimmel blau. Dementsprechend sind auch weniger Sterne sichtbar. Die ISO-Werte ließen sich folgerichtig etwas reduzieren und Orion ist besser erkennbar.
Mit diesen Lichtverhältnissen konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und habe Bilder mit Abblenden gemacht. Bei f/8 musste ich die Belichtungszeit fraglos deutlich verlängern, bekam gleichwohl im Ausgleich schicke Sternchen, siehe oben.
Mit dem Mond über den Bergen wird logischerweise der Schnee im Vordergrund richtig hell und zu einem „Mondstern“ zwischen Piz Surlej und Munt Arlas konnte ich auch nicht Nein sagen.
Der nächste Abend, der Mond geht jeden Tag fast eine Stunde später auf, war es per definitionem des Sonnenstandes vollständig dunkel. Diese Aufnahmen gefallen mir persönlich sehr gut, insbesondere die eine in Portrait-Ausrichtung. Die hat eine regelrechte 3D Anmutung.
Das bläuliche Licht im rechten Bild oben wurde von Straßenbeleuchtung in Sils-Maria verursacht.
In Bezug auf die Astrofotografie bin ich mit dem Color Skopar 21 sehr zufrieden und bereue den Tausch vom Nokton überhaupt nicht.
Faszinierend wäre ein Test an der Leica M11 mit 60MP Auflösung. Vermutlich wird man, um Startrailing zu vermeiden, die Belichtungszeit reduzieren müssen und auf ISO 6400 gehen.
Fazit:
Das Color Skopar 21 stellt für mich den besseren Allrounder im Vergleich zum Nokton dar. Dem Nachteil der geringeren Lichtstärke stehen so viele Positiva entgegen, dass ich den Tausch keine Spur bereue.
Bei Tageslicht spielt das ohnehin keine Rolle.
Für das Sony-Bajonett baut Voigtländer eine eigene Version. Die Eigenschaften dieser Exemplare kenne ich in Ermangelung einer solchen Kamera nicht. Zur Performance an der Leica SL oder SL2s kann ich ebenso nichts sagen.
Von Leica gibt es das 21mm Summilux mit einem Preisschild von über 7000€ und dem Gewicht und Dimensionen des Voigtländer 21mm Nokton, das Elmarit 21 f/2.8, ca. 1500€ gebraucht und das Super Elmar 21 f/3.4 für 3000€. Zu diesen beiden kann ich ebenfalls nichts sagen, weil ich sie nicht besitze.
Das Voigtländer Color Skopar von Cosina wird sich hinter diesen Objektiven nicht verstecken müssen. Das dreistellige Preisschild hilft darüber hinaus, Tränen in den Augen zu vorzubeugen. Und richtig schick sieht es an der M10 obendrein aus.