Bombay Beach Salton Sea
Reisen / Travelblog,  USA

Bombay Beach am Salton Sea

“Don't wake me for the end of the world unless it has very good special effects.”
― Roger Zelazny

Bombay Beach am Salton Sea war eine Möglichkeit dem Winterregen im Großraum San Diego für ein paar Stunden zu entfliehen.
Dieser spezielle Ort vermittelt eine Idee, wie es auf der Erde postapokalyptisch aussehen könnte. Szenen aus Mad Max hätten hier gedreht sein können.

Doch zunächst zum Salton Sea:

Dieser See ist von 1905 bis 1907 nach einem Dammbruch eines Kanals am Colorado River entstanden. Man stelle sich das vor, fast zwei Jahre lang läuft das gesamte Wasser des Colorado in die unter dem Meeresspiegel liegende Senke und das durch pure Schlamperei an einer geflickten Schleuse.

Der See ist mit einer Fläche von knapp 1000 km² bis heute der größte in Kalifornien. Das Imperial Valley, in dem er liegt, ist eine der unangenehmsten Gegenden, um sein Dasein zu bestreiten. Es regnet nur selten und im Sommer wird es unerträglich heiß. Mehr als 45°C Tageshöchsttemperaturen sind quasi Standard. Ungeachtet dessen wird dieses Schwemmland des Colorado intensiv landwirtschaftlich genutzt. Das Wasser wird dem einst machtvollen Fluss entnommen. Im flussabwärts liegenden Mexico ist er ein schmächtiges Rinnsal. Eine Mündung ins Meer hat er nicht mehr.

In den 50/60/70 Jahren war der See einer der Ausflugsorte für den Großraum L.A.. Die Liste der Prominenten ist ein „Who is Who“ der Filmbranche der damaligen Zeit.

Allerdings hat der See keinen Abfluss. Wie schon oben beschrieben, führt die enorme Sommerhitze zum Verdunsten großer Wassermengen und somit zur Versalzung.
Die wenigen zuführenden Flüsse transportieren zunehmend mehr Düngemittelrückstände in das Gewässer. Obendrein ist reichlich Selen dabei. Das alljährliche Fischsterben (wichtig für das Ökosystem) und der daraus resultierende Gestank nebst anderen Dingen, ließen die Gegend unattraktiv werden. Die um den See liegenden Orte sind, bis auf das nördliche Ufer, zum größten Teil verlassen und verströmen den Charme eines gigantischen Lost Place.

Bombay Beach

Dieser Ort liegt am Ostufer des Sees, auf -68m. Im Jahr 2020 hatte er 231 Einwohner. Es gibt eine Bar/Restaurant, das passend benannte „Ski Inn“ und jede Menge verlassene Häuser und Trailer. Es ist praktisch nicht sofort erkennbar, welche der Heimstätten bewohnt und welche es nicht sind.

Zum Strand und ehemaligen Hafen erstreckt sich eine Zone mit witzigen, traurigen und verrückten Installationen.

O-Ton Claudia: “Ist das Kunst, oder kann das weg?”

Im Frühjahr findet eine Biennale mit vielen Künstlern statt, die pandemiebedingt hingegen ausgefallen ist. Höchst sicher haben die Covid-19-Restriktionen nicht zum Gedeihen des Ortes beigetragen. Einige der Einwohner sind vermutlich nur bis heute hier, weil ihnen das Geld zum Umziehen fehlt.

Wie man sehen kann, ist für alle Eventualitäten vorgesorgt, Diva-Place, Veranda, Beichtstuhl, Telefonzelle.

Natürlich mit einer Kirche, Surfboardverleih, einer Liebesstation, einer Ladestation für E-Mobilität. Gottesdienst ist täglich um 10:00 Uhr.

Die Ladestation wird selbstverständlich aus erneuerbaren Energien gespeist und im Dunklen möchte hier sowieso niemand unterwegs sein.

Es gibt eine lauschige Bar, gut durchlüftet, ÖPNV mit Fahrradaufbewahrung, noch mal die Kirche und irgendwie muss während der früheren Nutzung durch die Navy einiges verloren gegangen sein.

Hier wird sogar Limonade hergestellt und wie es sich für einen Ort am Wasser gehört, gibt es eine Schiffswerft sowie eine Produktion fahrtüchtiger Dinge. Ach ja, Sandleute werden auch immer mal gesichtet. Da sollte man ein bisschen aufpassen, wenn man keinen Jedi dabei hat.

Sogar an einen Spielplatz wurde gedacht.

Die Russen waren auch schon da, hatten die rote Farbe jedoch bereits anderweitig vertickt. Kennt man ja.

Der Ort wird oft als lebende Geisterstadt bezeichnet.

Wir haben den Bereich des ehemaligen Hafens erkundet, wie man unschwer oben erkennen kann und anschließend im Ski Inn einen Burger gegessen. Die Pommes wären dabei gewesen, waren vermutlich wie auch immer schon aus …, der Burger kam ohne.


Allein das Publikum im Ski Inn war es wert, fotografiert zu werden. Die Zettel an den Wänden sind übrigens $1 Noten.

Fans von Lost Places und Urban Explorers kommen hier voll auf ihre Kosten. Alle anderen mögen selbst entscheiden, ob dieser Ort einen Umweg wert ist. Auf uns hat er die Faszination des Skurrilen und Morbiden ausgestrahlt.

Nach allem Morbiden haben wir ein positives Bild. Hier wird versucht, mittels Strohballen die Sanddrift zu bremsen und das Ufer zu begrünen, in der Hoffnung, das fragile Ökosystem Salton Sea zu erhalten.

One Comment

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert