Roadtrip USA 2024 Südwesten, 1. Teil
Im Sommer des Jahres 2024 stand, was sonst, ein Roadtrip im Südwesten der USA auf dem Programm. Der Ausgangspunkt war wie immer San Diego.
Dieses Mal hatten wir einen Flug von Frankfurt über Vancouver mit Air Canada gebucht, AC 839. Der aufgerufene Preis war unschlagbar.
Vorher muß ich kurz erzählen, wie gedankenlos man sich bei der Buchung der Tickets anstellen kann. Wir haben einen Nachnamen mit Umlaut und mit diesem Umlaut-Namen hatten wir gebucht. Dabei wissen womöglich alle außer uns, daß auf den untersten beiden Zeilen eines Reisepasses, der Name in maschinenlesbarer Schrift vermerkt ist, wenig überraschend ohne Umlaut.
Nun ja, eine ausgesprochen nette und kompetente Dame bei Air Canada hat mir 1 Tag vor dem Abflug den Namen in den Tickets geändert. Aufgefallen war uns das, weil die Namen in ETA und ESTA in der korrekten Schreibweise waren und ich nicht elektronisch einchecken konnte, da der Buchungscomputer ETA und ESTA nicht finden konnte.
(ETA = Electronic Travel Authorization für Canada, ähnlich wie das US ESTA, jedoch 5 Jahre gültig; ein must have.)
Vancouver
In 9,5 h brachte uns die 787 nach Vancouver. Wer noch nie über Canada in die USA gereist ist; die US-Immigration findet in Canada statt.
Bis hierher lief alles nach Plan, bisher… Leider war unser Flugzeug für den Anschlußflug defekt. Koffer holen, “aus den USA” nach Canada „einreisen“ und zum Air Canada-Schalter gehen.
Einer der Gründe, weshalb wir immer versuchen, Linie zu fliegen; wir bekamen eine Umbuchung für einen Abendflug nach San Diego, unserem eigentlichen Ziel und wurden nicht, wie bei Billigfliegern üblich, schlicht stehen gelassen.
Mit Gutscheinen versehen haben wir 6 Stunden am Flughafen “totgeschlagen”.
Läßt sich Pech steigern? Claudia hatte ihr iPad im Flieger vergessen. Wir haben mit einem „lost item file“ bei Air Canada unser Glück versucht, doch dazu später.
Ein kleines Flugzeug mit nur 40 Passagieren startete mit uns in den Sonnenuntergang, raus auf den Pazifik. Schnell war es Nacht. Der Flieger bot nicht den Service, die Strecke auf einem Monitor verfolgen zu können. Das versuchten wir, anhand der beleuchteten Orte am Boden zu erraten. Die vielen, hellen Lichter an Backbord mußten Los Angeles gewesen sein, weil es danach sehr dunkel wurde = Camp Pendleton, Sinkflug, hell an Backbord = La Jolla und dann hatten wir auf Steuerbord den Blick auf Downtown San Diego und die Coronado Bridge. Zweimal 90° nach rechts drehen und wir sind im Endteil des Anfluges.
Tatsächlich haben wir vor Mitternacht San Diego erreicht, unser Mietauto abgeholt und sind in den Supermarkt gefahren. Um 00:30 Uhr, nach über 30h Stunden waren wir endlich in der Casita, dem Gästehaus bei der Familie.
San Diego, Tag 1
Nach ein paar Stunden Schlaf hatten wir einen nächsten Mammuttag vor uns, Tuna Harbor, Kinder und Enkelkind abholen, Mietauto tauschen, Dinner für 28 Personen ausrichten.
Hat schon mal jemand mit einem Kartoffelsalat morgens um 05:00 Uhr angefangen?
Dazu sollte es Fisch geben, also nicht zum Kartoffelsalat. San Diego hat am Samstag von 08:00 – 12:00 Uhr einen Fischmarkt, den Tuna Harbor Dockside Market. Frischer geht es nicht und wer Seafood im weiteren Sinne mag; geht dorthin und staunt.
Wir erstanden Yellowfin Tuna und eine ordentliche Portion Mahi Mahi, auch Goldmakrele oder Dorado genannt. Den Cooler hatten wir im Auto und eine ordentliche Portion Eis gab es für den Transport gratis.
Claudia habe ich danach am Flughafen abgesetzt und ich bin zum Rental Car Center gefahren, um das Auto zu tauschen. Wie zu erwarten, war das gebuchte nicht verfügbar und wir landeten in einem riesigen Chevy Traverse. Claudia was not amused.
Die Kinder und Claudia waren auch bald da, deren Auto abgeholt und ab nach La Jolla. Schließlich hatten wir ein Dinner vorzubereiten. Unser Schwiegersohn ist Italiener mit einem schicken Restaurant in Berlin. Er übernahm die Führung beim Fisch; danke Davide, Claudia und Anna kümmerten sich um den Kartoffelsalat und die Pasta Bolognese.
Um es kurz zu machen; wir hatten einen wunderbaren Abend mit den vielen Leuten und vom Essen ist bis auf ein bißchen Kartoffelsalat und Pasta nichts übrig geblieben.
San Diego, Tag 2
Heute passiert nicht viel. Morgenspaziergang und danach geht es in die Las America Outlets an der mexikanischen Grenze, gegenüber von Tijuana.
Unbedingt empfehlenswert sind die Food Trucks, die auf dem großen Parkplatz aufgereiht sind. Wir lieben mexikanisches Essen.
Auf dem Rückweg machen wir für unsere jungen Leute einen Umweg über Coronado. Dieser kleine Teil von San Diego spiegelt für uns die heile. Amerikanische Welt.
Ein kurzer Abstecher zu Scoops in La Jolla und dann fordern die vergangenen Tage ihren Tribut in Form eines Mittagschlafes.
Der Abend verspricht einen schönen Sonnenuntergang über dem Pazifik. Den genießen wir gemeinsam am Glider Port in La Jolla.
Eine Mail von Air Canada teilt uns mit, daß Claudias iPad gefunden wurde. Gegen die kleine Summe von CAN $142 lassen wir es nach San Diego schicken.
Morgen geht es auf den Roadtrip…
Roadtrip, Tag 1
Auf dem heutigen Plan steht die Fahrt von San Diego nach Holbrook in Arizona, ca. 560 mls.
Bei Ralph’s in La Jolla kaufen wir für die Reise ein und befüllen unseren Cooler mit Eis. Das wird ein langer Tag.
Auf dem Interstate 8 überqueren wir die Berge hinter der Küste und erreichen das Imperial Valley; einer der wärmsten Orte im August. Entlang der Grenze zu Mexiko führt uns die Straße zunächst über Yuma bis zu einem Tankstop in Dateland, wo einzig die Photovoltaik-Dächer eines Tesla-Chargers ein bißchen Schatten bieten.
In Gila Bend verlassen wir den I-8 Richtung Phoenix, nutzen allerdings den Stopp, uns das Heimatmuseum anzuschauen, in dem Wissen, daß es dort eine ordentliche Toilette gibt.
Über den Verkehr in und um Phoenix gibt es nicht viel zu sagen. Wenn man bei einem Limit von 65 mls/h schon 80 fährt und ein Verkehrshindernis darstellt, fragen wir uns, wo die strengen Regeln von früher geblieben sind.
Bald geht es auf der 87 Richtung Nordosten hinauf in die Berge. Langsam sinken die Temperaturen, aber wahrlich nur langsam. Über diesen Bergen sehen wir die ersten Schauer- und Gewitterwolken des Southwest Monsoon. Wir sind im Tonto National Forest. In Payson biegen wir auf die 260 ab. Die mittlerweile heftigen Gewitter erwischen uns zum Glück nicht voll. Die Blitzshow ist zugegebenermaßen sehenswert.
Die Vegetation hat sich merklich von Wüste zu Wald verändert. Nach einem längeren Aufenthalt im Stau erklimmt das Auto den Mogollon Rim /ˌmoʊ.gəˈyoʊn ˈrɪm/ und wir sind im Apache-Sitgreaves National Forest. Der untere Rand des Colorado Hochplateau ist erreicht. Auf der 377 gelangen wir nach Holbrook in unser Hotel GreenTree Inn.
Für eine Fahrt zur Painted Desert ist es leider schon zu spät, weil der Park 30 min vor Sonnenuntergang schließt und, ehrlich, müde sind wir auch. Für einen kleinen Abstecher in die Stadt reicht es natürlich noch.
So, Licht aus.
Roadtrip, Tag 2
Holbrook – Chinle
Seit gestern haben wir die weiten Strecken bis auf weiteres hinter uns gebracht. Das heutige, erste Ziel ist der Petrified Forest National Park. Hier kaufen wir uns den Eagle Pass oder America the Beautiful genannt. Er kostet $80 und berechtigt den Zutritt zu allen National Parks und National Monuments für ein ganzes Jahr.
Gestern war für die Amerikaner der „Back to School“ Tag. Die Masse der Touristen ist weg und wir haben den Petrified Forest fast für uns allein.
Leider läßt das Licht zu wünschen übrig. Von den gestrigen, heftigen Gewittern hängt eine dichte Wolkendecke über uns, aus der manchmal sogar ein paar Tropfen fallen.
Der Park hat seinen Namen von versteinerten Bäumen, die vor ca. 225 Mio Jahren, im Trias, am Ufer eines Sees oder Flusses gestanden haben müssen. Fallen diese Bäume in den Schlamm oder Ähnliches und werden von der Zufuhr von Sauerstoff abgeschnitten, können sie nicht verrotten und das biologische Material wird im Laufe von Millionen von Jahren durch SiO2 aus kieselsäure-haltigem Grundwasser ersetzt. Die vielen verschiedenen Färbungen der Stämme entstehen durch alle möglichen Oxide, die im Wasser enthalten waren.
Man sollte unbedingt das Visitor Center besuchen und den Crystal Forest Trail laufen. Das ist logischerweise davon abhängig, wie viel Zeit eingeplant ist und wie hoch die Temperaturen sind.
Außerdem finden sich in diesem Park Spuren der indianischen Bewohner, deren Grundmauern von Häusern und Petroglyphs (Steinzeichnungen -ritzungen). Die Petroglyphs begleiten uns auf dem gesamten Colorado Plateau. Die meisten sind ca. 500 – 700 Jahre alt.
Die Fahrt geht weiter nach Window Rock. Diese kleine Stadt ist die Hauptstadt der Navajo-Nation, dem Volk der Diné. Ihren Namen hat sie von einem Felsen mit einem Loch, einem Window.
Im Ort finden sich Verwaltungsgebäude, eine Uni und, unmittelbar vor dem Window Rock, das Denkmal für die Navjo-Code-Talker. Der 14.August ist der Code-Talker-Day, bei dem diese besonderen Marine-Infanteristen geehrt werden. Aufgrund der Idee eines Linguisten hat das US-Marine Corps im Verlaufe des 2. Weltkrieges mehr als 400 Navajo ausgebildet und eingesetzt.
Die komplexe und ungeschriebene Sprache dieses Volkes wurde benutzt, um eine für die Japaner nicht zu entschlüsselnde Code-Sprache zu entwickeln, die per offenem Sprechfunk übertragen wurde und nicht zeitaufwendig ver- und entschlüsselt werden mußte; 20 s gegen 30 min für 3 Zeilen Text.
Wir fahren weiter Richtung Chinle. Im Nachhinein sind wir heilfroh, nicht, wie geplant, über Fort Defiance und Sawmill gefahren sind. Ein Teil dieser Strecke wäre unbefestigt gewesen; keine gute Idee nach den Regenfällen. Unterwegs steht unverhofft ein Rind mitten auf der Straße und bewegt sich trotz Hupen des Gegenverkehrs nicht weg. Immer gut aufpassen!
Das Ziel in Chinle ist der Canyon de Chelly. Praktischerweise liegt unser Hotel, die Thunderbird Lodge, unmittelbar an dessen Eingang. Dieses Resort ist unbedingt zu empfehlen. Es wird von Navajo geleitet und gehört mal nicht zu einer der großen Ketten.
Nachmittags ist der Südrand des Canyons lichttechnisch die bessere Wahl. An vielen Stellen führen Stichstraßen den Rand des Canyons. Hinein kommt man nur mit einer geführten Tour, für die wir leider keine Zeit haben. Das Tal ist in privatem Besitz und Navajo haben und wünschen großen Respekt vor Privatsphäre.
Das Highlight ist Spider Rock, zwei 240 m hohe Felsnadeln. Der Sage nach wohnt dort Spider Woman, die Spinnenfrau, die die Navajo die Kunst des Webens gelehrt hat.
Vor den Navajo lebten die Anasazi und später die Hopi auf dem Boden des Canyons.
Roadtrip, Tag 3
Chinle – Moab
Nach den gestrigen Gewittern begrüßt uns der neue Tag mit frischer, sauberer Luft und reichlich Sonnenschein. An der Rezeption bekommen wir einen Kaffee und sehen ein Auto, welches über die gestern erwähnte Indian Route gekommen ist. Der Pickup-Truck ist komplett mit rotem Schlamm bedeckt. Das hätte der Traverse mit Sicherheit nicht geschafft.
Wir wollen heute einen Umweg fahren und so sind 250 mls auf dem Plan. Auf unserem 2019er Road Trip sind wir in einiger Entfernung an Ship Rock vorbeigefahren. Dieser Felsen, vulkanischen Ursprungs, steht markant und weit sichtbar in der Landschaft und er besitzt seine Sage in der Kultur der Navajo.
Los geht’s am Nordrand des Canyon de Chelly entlang zu den Lukachukai Mountains. Die Straße folgt den Wellen dem Terrain. Alles ist grün und naß. Viele der Pflanzen sind Wacholder-Büsche.
Am Fuße der Berge machen wir einen kurzen Halt. Neben der Fahrbahn sind unsere Reifen sofort von einer dicken, nassen Schicht der roten Erde bedeckt.
Die Straße windet sich bald steil in die Berge hinauf. Sie ist die kürzeste Verbindung von Chinle nach Shiprock und weiter bis Farmington. Wir haben gelesen, daß sie im Winter nach Schneefällen nur spät geräumt und unpassierbar wird. Fahrt sie und ihr wißt warum und achtet bitte auf freilaufende Rinder.
Hinter dem Pass finden wir einen Aussichtspunkt und haben einen einmaligen Anblick. Die Spitze von Ship Rock schaut aus einer dichten Nebeldecke. Ein echter Wow-Moment.
Ship Rock
Die Sonne hat mittlerweile den Nebel aufgelöst. Wir frühstücken am Rand des Vulkangrates, der bis zum Ship Rock reicht. Die Stille wird nur von wenigen, vorbeifahrenden Autos gestört.
Tsé Bitʼaʼí, “rock with wings” ist der Navajo-Name des Berges. Der Sage nach wurde das Volk der Diné aus dem Norden auf dem Rücken eines Vogels hierher gebracht, der danach auf der Ebene blieb.
Der Felsen ist ihnen heilig. Leider wird oft von Kletterern erfolglos versucht, den Gipfel zu erreichen. Als Folge dessen genügt nicht nur ein Medizinmann nötig, um die Totengeister zu vertreiben.
Nach unserem Frühstück fahren wir auf der 13 bis zur Einmündung auf die 491 Richtung Norden. Sie führt uns durch Shiprock NM und weiter sodann Colorado hinein. Das nächste Ziel ist Cortez in Colorado. Vor dort könnte man die San Juan Mountains erreichen.
Ende von Teil 1
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Welche Kameras haben wir für die Bilder benutzt?
Leica Q (Typ 116), M10 mit diversen Objektiven, Nikon D850 mit 24-70mm
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